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Stellungnahme zu SOAS-Studie
TransFair begrüßt die kritische Auseinandersetzung mit Fairtrade, bemängelt jedoch gleichzeitig Methodik und Vorgehensweise der Studie.
Spiegel online und die taz beziehen sich in ihren aktuellen Artikeln über Fairtrade auf die Studie Fairtrade, Employment and Poverty Reduction in Ethiopia and Uganda der London School of Oriental and African Studies der University of London (SOAS). Grundsätzlich gilt, dass Fairtrade auch kritische Studien begrüßt, da diese oft auch Anregungen für mögliche Verbesserungen geben.
Sachverhalte unzulässig verallgemeinert
Fairtrade arbeitet intensiv an der Verbesserung von Lebens- und Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern. Die Herausforderung ist groß und wir arbeiten gleichzeitig an vielen Baustellen - auch an einigen auf die sich der SOAS-Bericht bezieht. Dazu gehört u.a. auch die seit Januar 2014 neu eingeführte Verpflichtung Fairtrade-zertifizierter Plantagen zur schrittweisen Einführung existenzsichernder Löhne. Eine weitere Baustelle ist der Status von Arbeitern, die dauerhaft auf kleinbäuerlichen Kooperativen angestellt sind. Auch hier ist die schrittweise Einführung existenzsichernder Löhne das Ziel; das wird dort allerdings viel schwieriger und langwieriger zu erreichen sein als auf Plantagen. U.a. auf den Sachverhalt der Löhne von Arbeitern auf Kooperativen nimmt auch die SOAS-Studie Bezug; allerdings in einer Weise, welche die Sachverhalte nach Ansicht von Fairtrade unzulässig verallgemeinern.
Beispielsweise identifiziert der Bericht selbst die Betriebsgröße als wesentlichen Faktor für die Höhe des gezahlten Arbeitslohns oder der Arbeitsbedingungen. Allerdings vergleicht die Studie anschließend in einer bestimmten Region die Löhne und Arbeitsbedingungen von Arbeitern auf kleinbäuerlichen Farmen (die wiederum Mitglieder Fairtrade-zertifizierter Kaffee-Kooperativen sind) mit denen von Arbeitern auf nicht-Fairtrade-zertifizierten Großplantagen. Eine möglicherweise einem ausländischen Großunternehmen gehörende Plantage hat aber ganz andere finanzielle Bedingungen und Ressourcen als eine kleinbäuerliche Kooperative, in der es viel weniger um Profite als vielmehr um Existenzsicherung geht das betrifft auch die Löhne der Angestellten. Die Betriebsgröße und finanzielle Ausstattung macht also sehr wohl einen Unterschied. Zu beachten ist auch, dass SOAS nicht wirklich Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Kooperativen befragt hat, sondern lediglich ganz allgemein Arbeiter in Gebieten mit und ohne Fairtrade-Kooperativen.
Fairtrade vs. Nicht-Fairtrade
Ein anderes Beispiel für einen aus unserer Sicht unfairen Vergleich ist die allgemeine Schlussfolgerung, dass die Bedingungen auf nicht-Fairtrade-zertifizierten Blumenfarm besser seien als auf Fairtrade-zertifizierten Blumenfarmen. Tatsächlich beruht der Vergleich auf Datenerhebungen bei einer damals noch nicht Fairtrade-zertifizierten Blumenfarm, die aber zu diesem Zeitpunkt bereits in der Vorbereitungsphase auf eine Fairtrade-Zertifizierung war (und seit 2012 beanstandungslos Fairtrade-zertifiziert ist), und einer damals noch Fairtrade-zertifizierten Blumenfarm, die kurz nach der SOAS-Datenerhebungen wegen Standardverletzungen dezertifiziert wurde. Hier stellt sich durchaus die Frage nach der Fairness des Vergleichs bzw. der Schlussfolgerung. Es lassen sich weitere Beispiele in der SOAS-Studie finden, die ähnlich undifferenziert zu verallgemeinernden Schlussfolgerungen kommen.
Ignoriert man diese Unterschiede, nimmt man nach unser Ansicht sehr wohl einen verallgemeinernden Vergleich zu "Fairtrade" und "Nicht-Fairtrade'" auf Betrieben/Organisationen vor, die sich dramatisch hinsichtlich Größe und verfügbarer Ressourcen unterscheiden - also eigentlich gar nicht vergleichbar sind. Gerade weil Kleinbauern unter so ungleichen Bedingungen produzieren müssen, arbeiten sie ja mit Fairtrade zusammen. Allerdings kann auch Fairtrade nicht über Nacht diese Nachteile beseitigen; das braucht Zeit, unter Umständen viele Jahre. Kritik daran, dass Fairtrade hier bisher nicht genug erreicht hat, nehmen wir durchaus sehr ernst!
Fairtrade wirkt!
Die Wirkung von Fairtrade wurde in einer Vielzahl von Studien nachgewiesen. Zusammen mit Bio ist Fairtrade das am umfassendsten untersuchte Nachhaltigkeitslabel. Die auf der folgenden Seite erreichbare Auflistung soll - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - eine Übersicht über die wichtigsten Berichte zur Wirkung von Fairtrade verschaffen: www.fairtrade-deutschland.de/wirkungsstudie
Links zum Thema
Stellungnahme zur SOAS-Studie von Natural Ressources Institute (University of Greenwhich)