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13.07.2015

Neue Studie von Misereor

Eine im Auftrag von Misereor erstellte Studie zeigt negative Folgen von Agrarinvestitionen für afrikanische Bauern.

Im Rahmen der "Neuen Allianz für Nahrungssicherheit und Ernährung" der G7-Staaten entsteht im südlichen Tansania unter dem Namen "Southern Agricultural Growth Corridor of Tanzania" (SAGCOT) mit Hilfe privater Investitionen eine industrielle Landwirtschaft, die rund zwei Millionen Menschen aus der Armut befreien und Arbeitsplätze schaffen soll. In Tansania leben rund 80 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft. "Die Studie zeigt jedoch auf, dass Kleinbauern bislang kaum von den Produktionssteigerungen und den in Aussicht gestellten Zugängen zu nationalen und internationalen Absatzmärkten profitieren und häufig ihr Land durch die Schaffung von Großplantagen verlieren", erklärt Kerstin Lanje, Expertin für Welthandel und Ernährung bei Misereor.


Kleinbauern kennen eigene Rechte nicht

Laut der Misereor-Studie "A right to food perspectice" fehlt es Kleinbauern an Informationen über geltende gesetzliche Verfahren bei Landvergaben, über ihre Rechte als Landnutzer und die konkreten Folgen der Landnahmen. Dies verschlechtert ihre Verhandlungsposition und führt dazu, dass die Dorfbevölkerung immer wieder benachteiligt wird. "Häufig werden den betroffenen Dörfern umfangreiche soziale und infrastrukturelle Investitionen wie der Bau von Straßen, von Gesundheitseinrichtungen oder eine bessere Ausstattung von Schulen im Gegenzug für das übertragene Land versprochen. Diese Investitionen werden aber zum Teil gar nicht oder nur unzureichend umgesetzt", so Lanje. Schriftliche und verbindliche Verträge zwischen Investoren und den Dörfern gebe es kaum. Statt fester Anstellungen mit sicheren Einkommen böten die Investoren auf den Plantagen der umliegenden Dörfer nur unsichere Jobs als Tagelöhner. "Das Versprechen, Kleinbauern als Vertragsbauern einzubinden und ihnen Absatzmärkte zu sichern, wird ebenfalls viel zu selten eingelöst", erklärt Lanje.

Zukünftig werde zudem die Abwanderung vom Land in die Stadt insbesondere von jungen Menschen wahrscheinlich, betont Benedict Mongula, Professor am Institut für Development Studies (IDS) der Universität Dar Es Salaam in Tansania und Mitherausgeber der Studie. Er geht davon aus, dass auch Landkonflikte unter diesen Entwicklungen zunehmen. "Mit zunehmender Landknappheit werden Viehhalter und Kleinbauern vermehrt um das Land, das die Investoren in Tansania übrig lassen, kämpfen. Die, die somit eigentlich von den Initiativen zur Ernährungssicherung profitieren sollen, werden zurückgedrängt und ausgeschlossen", so Mongula.

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Exportorientierung statt Ernährungssouveränität

"Statt Grundnahrungsmittel anzubauen und so den Grundbedürfnissen der Menschen nachzukommen, setzen die Investoren auf den Export von Kaffee oder Jatropha und versuchen gleichzeitig, Tansania als Markt für die eigenen Produkte wie Saatgut, Pestizide, Herbizide und chemische Düngemittel zu erschließen. Diese Entwicklung bedeutet einen beachtlichen Rückschritt in den Bemühungen um die Durchsetzung des Menschenrechts auf Nahrung in Tansania", so Misereor-Expertin Lanje.  

Misereor fordert die Bundesregierung und alle weiteren an SAGCOT beteiligten G7-Staaten, Organisationen und Unternehmen daher auf, Unternehmensinteressen nicht vor die Interessen und die Bedürfnisse der betroffenen Menschen zu stellen. Misereor unterstützt daher unter anderem die "Landact Education Campaign", die die von Landnahme betroffenen Dorfgemeinschaften über ihre Rechte informiert und berät, sowie Misereor-Partnerorganisationen , die Kleinbauern dabei unterstützen, ihre Landwirtschaft mit wenig Kapital nachhaltig zu intensivieren und Absatzmärkte für ihre Agrarprodukte zu erschließen.

Die Studie "A Right to Food Perspective" zum Download




Hintergründe zur Studie

Die Studie "A Right to Food Perspective" wurde im Rahmen des Kooperationsprojektes „Teaching EcoFair“ zwischen der Heinrich Böll-Stiftung (Deutschland), Caritas Tschechien und verschiedenen Universitäten in Europa durchgeführt. Mit "Teaching EcoFair" soll erreicht werden, dass das Thema Recht auf Nahrung stärker in Forschung und Lehre an europäischen Universitäten verankert wird.
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