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17.08.2015

Mehr Kinderarbeit im Kakaosektor

Laut einer neuen Studie der Tulane University ist die Zahl arbeitender Kinder auf Kakaoplantagen in Westafrika gestiegen.

Entgegen der Selbstverpflichtung der Süßwarenindustrie bis zum Jahre 2020 ausbeuterische Kinderarbeit in Westafrika zu beseitigen, ist die Anzahl jener Kinder, die gefährlich Arbeiten verrichten im Vergleich zu 2008/09 nicht gesunken, sondern weiter gestiegen.


Ergebnisse der Studie

Für ihre repräsentative Untersuchung haben die Forscher der Tulane University 2.267 Haushalte in Ghana und der Elfenbeinküste befragt. Das Ergebnis: Im Zeitraum 2013/14 arbeiteten in beiden Ländern rund 2,26 Millionen Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren in der Kakaoproduktion. Das sind 443.000 mehr als 2008/09. Nahezu alle dieser Kinder – rund 90 Prozent – verrichteten gefährliche Arbeiten. Sie ernteten zum Beispiel mit einer Machete Kakaoschoten, schleppten Säcke mit Kakaobohnen oder Wasser, das für die Bahandlung mit Insektiziden gebraucht wird.

Trotzdem gab es auch Fortschritte zu berichten: Insgesamt scheint es so zu sein, dass die Arbeitsbelastung vieler arbeitender Kinder in der Tendenz abgenommen hat. Auch ist die Zahl derer gesunken, die gleich mehrere gefährliche Beschäftigungen ausüben. Jedoch ist ausgerechnet die Zahl derjenigen, die mit Pestiziden arbeiten müssen gestiegen. Der Zugang zu Bildung hat sich ebenfalls verbessert. In der Elfenbeinküste gehen inzwischen 71 Prozent der im Kakaosektor arbeitenden Kinder zur Schule, in Ghana sind es 96 Prozent


Forderung: Gezielter gegen die Ursachen vorgehen


In einer Stellungnahme übt Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut Kritik an der bisherigen Entwicklung und fordert die Erhebung weiterer Daten. Laut Hütz-Adams gibt es heute in der Elfenbeinküste wesentlich mehr Kakaobäuerinnen und Kakaobauern als noch vor sechs Jahren. Da es sich um neue zusätzliche Produzenten handelt, müsste dies heißen, dass auch die Felder mit noch jungen, relativ ertragreichen Bäumen ausgestattet sind. Wenn dies der Fall ist,  warum können die Bauern sich dann keine erwachsenen Arbeitskräfte leisten?

Ferner bleiben laut Hütz-Adams, die Fragen nach der ökonomischen Ursachen der Kinderarbeit unbeantwortet: Arbeiten die Kinder, weil der Anbau von Kakao so geringe Einnahmen erwirtschaftet, dass die Bezahlung erwachsener Arbeitskräfte oft nicht möglich ist? Falls diese Frage mit „ja“ beantwortet werden muss: Wo sind die Ansatzpunkte für Verbesserungen? Ist eine Steigerung der Produktivität notwendig oder werden höhere Kakaopreise benötigt, um die Kinderarbeit zu beenden?  


Fairtrade-Kakaoprogramm greift

Fairtrade setzt mit seinem Kakao-Programm genau an diesen Forderungen an: Mit der Neueinführung des Programms in 2014 als ergänzende Kooperationsmöglichkeit, konnte der Absatz der Fairtrade-Produzentenorganisationen auf über 7.500 Tonnen Kakao für den deutschen Markt gesteigert werden – das entspricht der sechsfachen Menge im Vergleich zum Vorjahr. Zusätzlich zum festgelegten Mindestpreis, der für die Kakaobäuerinnen und -bauern ein Sicherheitsnetz nach unten darstellt, falls der Börsenpreis so niedrig ist, dass eine kostendeckende Produktion nicht mehr möglich ist, erhalten die Kooperativen 200 Dollar Prämie pro Tonne Kakao. Die Prämie wird unter anderem zur Stärkung der Organisationen und zum Ausbau der Infrastruktur genutzt. Hierzu zählt der Bau von Lagerhäusern und Baumschulen, die Anschaffung von Fahrzeugen zum Transport der Ernte oder die Verbesserung von Anlagen zum Trocknen des Kakaos.


Aufbau einer nachhaltigen Zukunft ohne ausbeuterische Kinderarbeit

Fairtrade unterstützt seine Produzentenorganisationen dabei weitere Maßnahmen gegen ausbeuterische Kinderarbeit zu ergreifen, die über die bereits strengen Fairtrade-Standards hinaus gehen.  Die Produzentenorganisationen, aus den Ländern, in denen illegale Kinderarbeit in der Landwirtschaft ein großes Risiko darstellt – wie beispielsweise in Paraguay, Mexiko, Belize, Kolumbien, der Dominikanischen Republik, der Elfenbeinküste, Madagaskar, Kenia, Äthiopien und Indien – etablieren selbst verwaltende Systeme,, mit deren Hilfe Kinderarbeit beseitigt wird und die Fortschritte überwacht werden. Wichtig dabei ist, dass diese Systeme mit Rückmeldungen der Jugendlichen selbst gestaltet wurden und die lokalen Realitäten mit einbeziehen. Fairtrade arbeitet mit Unternehmen, Regierungen und der Zivilgesellschaft zusammen, um diese Arbeit weiter zu verstärken.


Links zum Thema


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