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Fairtrade bekämpft Kinderarbeit
Am Internationalen Tag gegen ausbeuterische Kinderarbeit stellt Fairtrade seine Strategie und Maßnahmen im Kampf gegen Kinderarbeit vor.
Dieses Jahr zeigt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ausbeuterischer Kinderarbeit mit ihrer Kampagne die rote Karte (#RedCard all against child labour) und forderte die Welt zu schnelleren Fortschritten im Kampf gegen Kinderarbeit auf.
Die ILO schätzt, dass weltweit noch 168 Millionen Kinder ausbeuterischen Beschäftigungen ausgesetzt sind. Fairtrade ist der Überzeugung, dass die weltweite Verurteilung und das Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit nur ein Teil der Problemlösung sein können. Fairtrade hat im Laufe der letzten Jahre erkannt, dass Standards und Zertifizierung alleine nicht ausreichen, um dieses tiefverwurzelte Problem zu bewältigen. Vielmehr müssen die Ursachen von Kinderarbeit bekämpft werden und das kann nur geschehen, wenn die Gemeinden vor Ort die Prozesse steuern, die das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen sichern und damit geleichermaßen Verantwortung übernehmen. (Erfahren Sie mehr auf der Website von Fairtrade International).
Befragung von Kindern und Jugendlichen
Im vergangenen Jahr hatte Fairtrade mit rund 500 Kindern und Jugendlichen aus Fairtrade-Produzentenorganisationen und deren Umfeld Gruppendiskussionen zum Thema Kinderrechte geführt. Durch den Einblick in die Ansichten der arbeitenden Kinder in Indien und Kenia (Tee), in der Elfenbeinküste, Kamerun und Ghana (Kakao), in Burkina Faso und Indien (Baumwolle), in Sambia, Fidschi und Paraguay (Zucker), in Honduras (Kaffee) und in der Dominikanischen Republik (Bananen), konnte ein Verständnis für ihre Lebensumstände, für die Auswirkungen der Arbeit auf ihr Leben und das ihrer Freunde sowie deren Alternativen aus Perspektive der Kinder und Jugendlichen, entwickelt werden. Nur fünf Kinder sehen die Arbeit in der Landwirtschaft als nachhaltige Existenzgrundlage an. Fast alle der befragten Kinder und Jugendlichen haben nach der Schule, an Wochenenden und in den Ferien landwirtschaftliche Arbeiten durchgeführt und berichtet, dass ihnen diese Arbeiten keinen Spaß machen. Auf die Frage nach der Zukunft der Landwirtschaft und wer in diesem Bereich später tätig sein wird, waren sich mehr als 70 Prozent der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen einig, dass diese Arbeit zukünftig nur von Menschen ohne Bildung, von Migranten aus ärmeren Regionen und Ländern, von Menschen, die kein Englisch, Französisch oder Spanisch sprechen oder von ihren Großeltern oder ärmeren Verwandten durchgeführt werden wird. Die Einsichten, die diese jungen Menschen in ihr Leben gewährt haben, machten deutlich, dass Ausbeutung und Missbrauch von Kindern in der landwirtschaftlichen Produktion noch proaktiver bekämpft werden müssen.
Fairtrade ergreift Maßnahmen
Auf diese verstörende Realität junger Menschen hat Fairtrade mit einer Strategie zum Schutz der Kinder und einem Maßnahmenkatalog reagiert. Diese Maßnahmen, die von den Produzenten und auch von den jungen Menschen in den Produzentengemeinden gesteuert werden, bauen auf strenge Standards und Überwachungsprozesse auf, die sich bei der Entdeckung von Kinderarbeit auch in ihren schlimmsten Formen als wirksam erwiesen haben. Sie haben auch dazu geführt, erfolgreich auf Hinweise auf ausbeuterische Kinderarbeit reagieren zu können. Allein in den vergangenen zwei Jahren ist Fairtrade nach Beratungen mit nationalen und internationalen Kinderrechtspartnern in Fällen von Kinderarbeit in verschiedenen Ländern rund um den Globus wirksam tätig geworden.
Einbeziehung der Produzentennetzwerke
Die bisherigen Maßnahmen reichen noch nicht aus. Mit der Entwicklung eigener Strategien und Maßnahmen zum Schutz von Kindern könnten die Fairtrade-Produzentennetzwerke in Zusammenarbeit mit Kinderrechtsorganisationen die Produzentengruppen vor Ort mit der Bekämpfung von Kinderarbeit beauftragen. 2013 hat Fairtrade die Produzentennetzwerke unter anderem bei der Entwicklung solcher Strategien und Maßnahmen unterstützt und damit das Wohl der Kinder in den Produzentengruppen stärker in den Fokus gerückt. Fairtrade International wird die Unterstützung der Produzentennetzwerke weiter ausbauen. Sie sind jetzt gefordert, sich mit den Produzentengemeinden einschließlich der arbeitenden Kinder und Jugendlichen zu beraten und neue, über die Anforderungen der Fairtrade-Standards hinausgehende Wege für die Bekämpfung von Kinderarbeit zu finden, damit Fairtrade Vorbild im Schutz von Kindern und Jugendlichen in Fairtrade-Organisationen und den dazugehörenden Gemeinden wird.
Es ist eine langfristige Aufgabe für und mit den Kindern und Jugendlichen der Produzentenorganisationen eine Umgebung zu schaffen, die die landwirtschaftliche Arbeit fördert und wieder attraktiv für junge Menschen macht. Dabei müssen Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern und die Mitglieder ihrer Gemeinschaften im Mittelpunkt stehen und den Weg gemeinsam mit ihren Regierungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen gehen, um die nächste Generation von sozial verantwortlichen Produzenten, Verarbeitern, Händlern und Herstellern zu gewährleisten.
Links zum Thema
Statement:
Reisebericht von Fairtrade International zu Projekten gegen Kinderarbeit: Fairtrade farmers gearing up to address Child Labour
Neue Studie von terre des hommes und SÜDWIND: Kinder in Zwangsarbeit
Das INKOTA-Netzwerk fordert im Rahmen des Internationalen Tag gegen ausbeuterische Kinderarbeit "Make Chocolate Fair!"