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Fairtrade Deutschland News
27.08.2014

Erfolg einer Kaffee-Kooperative

Die honduranische Fairtrade-Kaffee-Kooperative Cocafelol hat einen weiten Weg hinter sich – und noch vor sich. Was antreibt sind Motivation und Erfolge.

Angefangen hat alles ganz klein. Roberto Salazar, der heutige Geschäftsführer der Kaffeebauerngenossenschaft Cocafelol ärgerte sich über kleine Bäche von Überresten der Kaffeeverarbeitung, die sein Dorf während der Kaffeeernte verschmutzten. Er zeigte Eigeninitiative und beschloss mit seinem Vater die Umstellung auf ökologischen Anbau. 1999 wurden die Finca seines Vaters und die eines Freundes, Bio-zertifiziert. Nur drei Jahre war die Geburtsstunde der Cooperativa Cafetalera Ecologica La Labor, kurz Cocafelol. Mit der Vision nachhaltigen Kaffee zu produzieren, hatten sich einst 34 Bauern zusammengeschlossen. Mittlerweile hat sich die Mitgliederzahl  beinahe verzehnfacht. Während der Erntezeit liefern sogar insgesamt über 500  Kaffeebäuerinnen und -bauern ihre Ernte bei Cocafelol ab.

Der Zusammenschluss in Kooperativen stellt für viele Kleinbauernfamilien die Lösung der Existenzangst dar. In den Kooperativen wird der produzierte Rohkaffee gesammelt, aufbereitet, getrocknet und für den Export vorbereitet und angeboten.

Äußerst kritische Ausgangssituation

Die Ausgangslage eines einzelnen Kaffeebauern in der Region ist sehr schwierig. Die Bergregion im Westen Honduras, in der auch die Kleinstadt La Labora liegt, lebt vom Kaffeeanbau. Nur für den Eigenbedarf werden Obst und Gemüse erzeugt sowie Rinder gezüchtet. 80 Prozent  der Menschen in der Region leben unter der Armutsgrenze.
Zwischenhändler sind gleichzeitig Kreditgeber und Kaffeekäufer. Internationale Großkonzerne kaufen am Ende den Kaffee auf und exportieren ihn. Bei den Produzentinnen und Produzenten des Kaffees kommt kaum etwas an. Sie leiden unter den intransparenten Marktverhältnissen, insbesondere Markttiefs und leben in schlechten und unsicheren Einkommensverhältnissen. Dies führt zu einer mangelhaften Bewirtschaftung der Kaffeefelder. Die Erträge sinken auf ein Drittel des Möglichen, während zusätzlich die Qualität des Kaffees schlechter wird. Die Situation scheint beinahe ausweglos.

Gemeinsam stark und selbstbestimmt

Ein Zusammenschluss in einer Genossenschaft oder einer Kooperative ersetzt die Zwischenhändler. Die Vermarktung des Kaffees wird in die eigenen Hände genommen. Vorreiter solcher Zusammenschlüsse sind Cocafcal aus Capucas, Aruco aus San Pedro und eben Cocafelol aus La Labor. Oberstes Ziel aller honduranischen Kaffee-Kooperationen ist die Fairtrade-Zertifizierung. Schritt für Schritt gehen die Kleinbäuerinnen und -bauern vor. Salazar erläutert, dass eine UTZ-Zertifizierung als Einstiegszertifizierung gilt, gefolgt von Rainforce Alliance. Den Abschluss bilden das Fairtrade- und das Bio-Siegel.

Laut Salazar haben alle Kooperativen-Mitglieder von Cocafelol das UTZ-Siegel, ein Drittel trägt das Rainforest-Siegel und die Hälfte ist Bio-zertifiziert. Seit 2011 sind sie wie Cocafcal und Capucas, Fairtrade-zertifiziert.
Dass die Kleinbäuerinnen und -bauern sich für den richtigen Weg entschieden haben, zeigen die eindeutig positiven Veränderungen. Nach Angaben von Roberto Salazar ernten zertifizierte Bauern fast doppelt so viel Rohkaffee wie nicht zertifizierte Bauern. Er findet deutliche Worte „Ganz klar hat die Zertifizierung den Bauern genutzt.“
Von der umfangreichen Betreuung und Beratung der Produzentinnen und Produzenten durch Kooperative abgesehen, haben die Mitglieder die Möglichkeiten neue Absatzmärkte zu erschließen und Gewinne mitzubestimmen. So erklärt Salazar „Wir suchen Kunden in den USA und Europa, die einen Zuschlag über den jeweiligen Tageskurs der Börse in New York bezahlen. Ein Teil des Zuschlags ist für das Siegel, aber das sind oft nur wenige Dollar. Entscheidend ist, dass die von uns angebotenen Kaffeechargen von überdurchschnittlicher Qualität sind.“ Denn überdurchschnittliche Qualität bringt überdurchschnittliche Gewinne.
Als Beispiel führt Salazar die Kaffeeernte 2012/2013 an. Der Börsenpreis lag bei durchschnittlich 130 Dollar pro 46 Kilogramm Kaffee. Cocafelol versuchte im Durchschnitt  160 Dollar, für einzelne ausgesprochen hochwertige Bohnen über 200 Dollar zu erzielen. Jeder Bauer erhält für den von ihm abgelieferten Kaffee seinen eigenen Preis, der sich aus dem Tagespreis der New Yorker Börse zum Verkaufszeitpunkt plus dem Zuschlag der jeweiligen Charge. Die Charge setzt sich aus dem Kaffee anderer Produzentinnen und Produzenten mit einem ähnlichen Qualitätsprofil zusammen. Mit dem Wissen dieser Zusammenhänge ausgestattet sind die Kleinbäuerinnen und -bauern besonders motiviert in der Pflege ihrer Kaffeeparzellen.
Die Produktionskosten von 46 Kilogramm Rohkaffee betragen etwa 80 Dollar. Die Durchschnittsgröße einer Kaffee-Finca liegt bei etwas über zwei Hektar. Zertifizierte Bäuerinnen und Bauern ernten circa satte 75  Säcke Rohkaffee, nicht Zertifizierte nur etwa 45 Säcke – ein immenser finanzieller Unterschied von rund 4500 Dollar Nettoeinkommen gegenüber 1500 Dollar vor der Fairtrade-Zertifizierung.  

Erfolg durch sehr gutes Management und Nachhaltigkeit

Ebenso wie praxisnahes Wissen in der Produktionsweise, das an die Mitglieder weitergegeben wird, spielt das Management von Cocafelol eine wichtige Rolle. Mit über 30 festen Mitarbeiterinnen und -arbeitern deckt es die gesamte Bandbreite von der Finanzverwaltung bis hin zur technischen Planung der Anlagen ab. Persönliche Kontakte zu Abnehmern des Rohkaffees gehören ebenso zu dessen Bereich wie Investitionsplanungen. Waren soziale Projekte früher ausschließlich von internationaler Entwicklungshilfe abhängig, entscheiden die Kooperativen-Mitglieder nun selbstständig – und das mithilfe selbsterwirtschafteter, fairer Erträge.
Besonders erstrebenswert ist die Umstellung aller Kleinbäuerinnen und -bauern auf biologische Anbauweisen. Durch nachhaltige Anbauweisen lassen sich Ernteerträge weiter steigern, Mensch und Umwelt profitieren ebenfalls. Die Fairtrade-Prämie für Bio-Anbau ermöglicht erweiterte Investitionen.

So wird eine vormals ausweglose erscheinende Situation strategisch umgewandelt in eine positive und nachhaltige Zukunft.

Weiterführende Links:

Hintergrund Fairtrade-Kaffee
Die Kaffee-Kooperative Capucas auf fairtrade-code.de

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