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Rosen-Test in Öko-Test: Bessere Arbeitsbedingungen durch Fairtrade
Die aktuelle Ausgabe der Ökotest 2/2023 beinhaltet einen Test zu Rosen. Die Ergebnisse des Tests zeigen: Fairtrade führt zu besseren Arbeits- und Lebensbedingungen für Beschäftigte auf Blumenfarmen. Der Test umfasst sowohl Aspekte wie Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern als auch die Nutzung und etwaige Rückstände von Pestiziden.
Die aktuelle Ausgabe der Ökotest 2/2023 beinhaltet einen Test zu Rosen. Der Test umfasst sowohl Aspekte wie Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern als auch die Nutzung und etwaige Rückstände von Pestiziden. Unter den getesteten Rosensträußen tragen auch mehrere das Fairtrade-Siegel.
Die Ergebnisse des Tests zeigen: Fairtrade führt zu besseren Arbeits- und Lebensbedingungen für Beschäftigte auf Blumenfarmen in Ländern wie Kenia, Äthiopien oder Uganda. Feste Arbeitsverträge, Arbeiterrechte, Mitbestimmung, Arbeitsschutz und -sicherheit sind auf zertifizierten Farmen als positiv bewertet worden.
Nutzung von Pflanzenschutzmitteln im Blumenanbau
Der Anbau von Rosen in Ländern des globalen Südens findet auf großen Farmen in Monokulturen im Gewächshausanbau statt. Ein Anbau ohne Pflanzenschutzmittel ist unter diesen Bedingungen und bei den hohen Anforderungen an die Makellosigkeit der Blumen, wie sie von Handel wie auch von Verbraucher*innen gefordert wird, nicht möglich. Um die Gesundheits- und Umweltrisiken durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, enthalten die Fairtrade-Standards eine umfassende Liste verbotener Wirkstoffe (Hazardous Materials List, HML), die gemäß aktueller Entscheidungen von Genehmigungsbehörden regelmäßig überarbeitet wird. Sie umfasst aktuell 220 Wirkstoffe. Dieses Jahr startet zudem eine Analyse der Hazardous Materials List. Diese dient als Ausgangslage für die Überarbeitung der HML im kommenden Jahr. Darüber hinaus besteht die Anforderung, alternative Maßnahmen – bspw. Nützlinge oder mechanische Unkrautbearbeitung – im Anbau umzusetzen.
Im Mittelpunkt steht für Fairtrade der Schutz der die Arbeiter*innen. Bezüglich Pflanzenschutzmitteln unter anderem durch
- Umgang und Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ausschließlich durch speziell geschultes Personal
- Sichere Lagerung von Pflanzenschutzmitteln
- Verpflichtende Schutzkleidung bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln
- Strenge Sperrzeiten in Gewächshäusern
- Regelmäßige medizinische Untersuchung der Sprayer
- Regelmäßige Aufklärung und Trainings zur sicheren Nutzung von Pflanzenschutzmitteln und Sperrzeiten sowie Erste-Hilfe-Kurse
- Verpflichtung zu integriertem Pflanzenschutz und Reduktion von Pflanzenschutzmitteln
Die Farmen müssen jede Form der Nutzung von Pflanzenschutzmitteln dokumentieren. Lagerung, Dokumentation und Einsatz werden von der Kontrollorganisation Flocert geprüft.
Da laut der Laborergebnisse von Ökotest auf Rosen von Fairtrade-Farmen auch Rückstände von Chemikalien gefunden wurden, die nach den Fairtrade-Standards verboten sind, haben wir bereits vor Erscheinungstermin eine offizielle Beschwerde (Allegation) bei Flocert veranlasst. Die Zertifizierungsorganisation ist nun verpflichtet, den Vorwürfen nachzugehen und die Farmen müssen bei Bestätigung Verbesserungsmaßnahmen ergreifen.
Verantwortung entlang der Lieferkette verteilen: Löhne auf Blumenfarmen
Eine Herausforderung – sowohl bei konventionellen Farmen als auch bei zertifizierten – bleibt die Lohnhöhe. Wir von Fairtrade sind uns bewusst, dass wir diesen Zielen noch nicht so nah sind, wie wir es gerne wären: Die Branchenlöhne im Blumensektor sind extrem niedrig und Fairtrade-zertifizierte Farmen könnten nicht am Markt bestehen, wenn nur sie allein verpflichtet wären, die Löhne für ihre Beschäftigten auf ein sogenanntes existenzsicherndes Lohnniveau1 anzuheben, nicht aber die gesamte Schnittblumenindustrie.
Fairtrade-zertifizierte Farmen verpflichten sich zu regelmäßigen Lohnerhöhungen. Seit 2017 gibt es außerdem einen Basislohn, den alle Mitgliedsfarmen als Minimum zahlen müssen. Für zertifizierte Blumenfarmen und die dort Beschäftigten sind das wichtige Schritte. Für branchenweite Lösungen arbeitet Fairtrade zudem mit Gewerkschaften zusammen, die bezüglich Löhnen eine zentrale Rolle spielen, und beteiligt sich aktiv in den relevanten Branchenforen wie der Living Wage AG bei der Floriculture Sustainability Initiative.
Uns ist wichtig: Blumenfarmen dürfen nicht allein gelassen werden. Handel, Importeure und auch Verbraucher*innen sind gefordert, denn Verbesserungen gibt es nicht zum Nulltarif. Es liegt in der Verantwortung der gesamten Industrie, hier endlich flächendeckende Lohnerhöhungen für alle ArbeiterInnen zu ermöglichen.
Rosen ohne Siegel von Fairtrade-zertifizierten Blumenfarmen
Gut jede dritte auf dem deutschen Markt verkaufte Rose ist Fairtrade-zertifiziert. In anderen Märkten ist dieser Anteil deutlich geringer. Fairtrade-Farmen verkaufen demnach nicht ihre gesamte Ernte unter Fairtrade-Bedingungen, weil die internationale Nachfrage nach fair gehandelten Rosen zu gering ist. Im Schnitt verkaufen zertifizierte Farmen rund 20 Prozent der Rosen nach Fairtrade-Bedingungen, das heißt, nur dieser Anteil trägt im Verkaufsregal das Fairtrade-Siegel - das heißt aber auch, nur für diesen Anteil erhalten die Beschäftigten die Fairtrade-Prämie, die sie für Gemeinschaftsprojekte wie Schulbedarf, Fortbildungen oder Zusatzversicherungen nutzen. Zertifiziert ist immer die gesamte Farm, das heißt, bei genügend Nachfrage dürfte die Farm jede geerntete Rose als Fairtrade-Rose verkaufen. Wir von Fairtrade Deutschland setzen uns dafür ein, dass mehr Anbieter auf Fairtrade umstellen und dass das Bewusstsein für die Herkunft von Rosen bei Verbraucher*innen steigt. Denn je höher die Verkäufe unter Fairtrade-Bedingungen, desto größer die Wirkung vor Ort.
1 Die Global Living Wage Coalition definiert existenzsichernder Lohn wie folgt: „Das Entgelt, das ein*e Arbeitnehmer*in für eine normale Arbeitswoche an einem bestimmten Ort erhält und das ausreicht, um den Beschäftigten ihrer Familie einen angemessenen Lebensstandard zu ermöglichen. Zu einem angemessenen Lebensstandard gehören Nahrung, Wasser, Wohnung, Bildung, Gesundheitsfürsorge, Transport, Kleidung und andere wesentliche Bedürfnisse, einschließlich der Vorsorge für unerwartete Ereignisse.“